Kerstin Palm (HU Berlin), Renate Tobies (Friedrich-Schiller-Universität, Jena)
Mit Felix Klein und David Hilbert entstand um 1900 ein internationales Zentrum der Mathematik (Naturwissenschaften und Technik) an der Universität Göttingen. Zu einer Zeit, in der Frauen dort noch nicht regulär studieren durften, erreichte Klein, dass die ersten Ausländerinnen mit Hörerinnen-Status zugelassen wurden. Es wird gezeigt, wie diese den Weg für deutsche Frauen ebneten, wie Hilbert in Kleins Fußstapfen trat und welche weiteren Hürden sie gemeinsam nahmen, um Frauen zu promovieren. Wir werden die ersten gemeinsamen Seminare von Klein und Hilbert (mit hohem Frauenanteil) betrachten, sowie die Kooperation zwischen Klein und Emmy Noether (die deutschlandweit erste in Mathematik habilitierte Frau). Welche Karrieren erreichten die ersten Mathematikerinnen in Deutschland?
Sind mathematische Befähigung und räumliches Vorstellungsvermögen kognitive Bereiche, die sich geschlechtsspezifisch ausbilden? Auf diese Frage möchte ich in meinem Vortrag genauer eingehen. Ihre Beantwortung betrifft nicht nur die Klärung wissenschaftlicher Grundlagenfragen, sondern sie hat unmittelbare Bedeutung für die gesellschaftliche Ressourcenverteilung, indem sie Einfluss nimmt auf Bildungschancen, Berufswahl und letztlich damit auf die Partizipation an der naturwissenschaftlichen und technischen Gestaltung der Gesellschaft.