Michael Korey, Charlotte Wahl
Institutskolloquium
15:30 Charlotte Wahl (Hannover) "I value friends more highly than mathematical discoveries" - On the relationship between Leibniz and Newton
Abstracts:
(Michael Korey) 'Was ich mit meinem newerfundenen instrument zeigen unnd darthun kan'. Fürstliche Lust, mathematische Macht und der Einsatz von historischen wissenschaftlichen Instrumenten im aktuellen Unterricht
Das Titelzitat stammt von Kurfürst August von Sachsen, als er 1585 einen mechanischen Wegmesser – einen Kilometerzähler für die fürstliche Kutsche, wenn man so will - erhielt. August nahm dieses und weitere „neu erfundene“ Instrumente mit sich auf Reisen und vermaß mit ihnen höchstpersönlich sein Territorium. Seine Leidenschaft für mechanische Wunderwerke und erlesene mathematische Instrumente sprach sich herum. Noch im entfernten Paris schrieb der Gelehrte Petrus Ramus von Augusts „gantz und gar entzündender“ Leidenschaft für Instrumente und deren Anwendung. Die von August initiierte Sammlung in der „Kunstkammer“ des Dresdner Schlosses, die diese Instrumente barg, wurde über Generationen gepflegt und erweitert. In den 1720er Jahren ließ Friedrich August I (August der Starke) die Kunstkammer in diverse, für die Öffentlichkeit zugängliche Museen aufteilen. Es entstanden unter anderem das Grüne Gewölbe, das Kupferstich-Kabinett und der Mathematisch-Physikalische Salon. Der Salon, das älteste Museum im Barockensemble des Dresdner Zwingers, zeigt nun seit April 2013 in einer ambitionierten Neupräsentation, wie man bereits Jahrhunderte lang die Welt vermaß: Zu sehen und zu erleben sind Globen, Uhren, Brennspiegel, Fernrohre und andere wissenschaftliche Instrumente, die nicht nur durch ihre Funktion, sondern auch durch ihre Schönheit begeistern.
Als Teil der Neupräsentation wurden für Schülerinnen und Schüler „Werkstattkurse“ konzipiert, die mathematische und naturwissenschaftliche Themen in ihrem kulturhistorischen Kontext plastisch vermitteln und auf Objekte des Museums unmittelbar zurückgreifen. Der Vortrag verschafft einen Überblick auf diese für den „Salon im Salon“ – den besonderen Lernort des Museums – entwickelten Kurse. Diese folgen dem Ansatz, dass der Nachbau und Einsatz einiger weitestgehend in Vergessenheit geratener Instrumente eine ungemein fesselnde Bereicherung des mathematischen Unterrichts darstellen können. Proportionalzirkel, Astrolabien und Chiffriergeräte ermöglichen beispielsweise einen haptischen Zugang zu Themen wie Strahlensätzen, Kegelschnitten, Projektionen und Permutationen.
Dass einige Renaissance-Fürsten solche Instrumente schätzten und die Mathematik als durchaus staatstragende Disziplin auffassten, mag aus heutiger Sicht überraschen. Noch überraschender mutet es allerdings an, dass die Mathematik als »Lust« oder »Ergötzung« in den historischen Quellen erscheint. Wie die neuen Museumskurse für Schülerinnen und Schüler darauf zielen, die – so historisch gebürgte – Freude und Faszination an der Mathematik zu vermitteln, ist Thema des reich bebilderten Vortrags.
(Charlotte Wahl) "I value friends more highly than mathematical discoveries" - On the relationship between Leibniz and Newton
In 1980 the Newton scholars A. Rupert Hall and Richard S. Westfall published detailed and still authorative accounts on the priority dispute concerning the differential calculus. However, they differed on the relationship between Leibniz and Newton in the rather calm years prior to the 'hot phase'. Were Leibniz and Newton covertly agitating against each other? We review this question based on new sources made available in the last 30 years, mainly from Leibniz's correspondence. Time permitting, we will also explain the mathematical differences between Leibniz and Newton which surfaced during the dispute.